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Anlagenplanung – DOs & Don'ts

Blogreihe: Logistik-Automatisierung und SAP EWM im Pandemie Umfeld, Teil 3

Nach der Bestands- und Zielanalyse und der erfolgreichen Anfertigung des Blueprints geht es nun daran, die Planung und Aufgaben für die Realisierung des Projekts zu erstellen.

Was sollte man beachten?

Gleich zu Beginn, besonders bei Neubauten, ist es wichtig, zukünftige Partner und Dienstleiser mit in die Planung einzubeziehen, um Missverständnissen vorzubeugen und die Expertise dieser Partner mit einfließen zu lassen. Diskrepanzen im Verständnis der verschiedenen Parteien können im späteren Verlauf zu unnötigen Störungen auf der Anlage führen. Ein gutes Verständnis gepaart mit einer engen Abstimmung ist hier der Schlüssel zum Erfolg für eine möglichst reibungslose Umsetzung des Blueprints – hier gilt es vor allem, ein Grundverständnis für die Prozesse der beteiligten Module (z.B. Schnittstelle zur Fördertechnik oder einem Regalbediengerät) zu schaffen. 


Bei der Erstellung und Abstimmung der Schnittstelle für ein Materialflusssystem (MFS) kann ein frühzeitiges Einbinden von Dienstleistern wie IT-Forum Vorteile mit sich bringen. Eine gut abgestimmte Schnittstelle zwischen Speicherprogrammierbarer Steuerung (SPS) und SAP EWM hält Anpassungs- und Entwicklungsaufwände klein und kann Kosten in der Realisierung durch geringere Zeitaufwände senken.

Schnittstellenplanung - worauf kommt es an?

Die Kommunikation zwischen SAP EWM und einer SPS erfolgt über Telegramme. Diese Telegramme und ihre Funktion und Verwendung werden in einer Schnittstellenbeschreibung genau definiert. Zunächst sollten dabei die Anforderungen des Projekts und die Systemlandschaft dargestellt und beschrieben werden. Ist SAP EWM direkt an die SPS angeschlossen, oder liegt ein Materialflussrechner (MFR) dazwischen? (Diese Thematik wird im nächsten Blogbeitrag genauer behandelt) Im nächsten Abschnitt erfolgt üblicherweise die Telegrammdefinition mit Telegrammkopf und Telegrammdaten, sowie der Aufbau der Telegramme – u.a. Struktur, Länge und Art der Felder. 

Wichtig ist hier eine übersichtliche Darstellung der Fehlercodes der SPS, um in SAP EWM eine entsprechende Behandlung dieser möglichen Fehler zu erstellen (z.B. erfasstes Übergewicht einer Palette).

Nachdem festgelegt wurde, welche Arten von Telegrammen zwischen den Kommunikationspartnern ausgetauscht werden können, beinhaltet eine gute Schnittstellenplanung die Beschreibung von Kommunikationspunkten und Lagerplätzen und eine möglichst präzise Darstellung der jeweiligen Abläufe und des zu erwartenden Telegrammverkehrs (z.B. Bewegungsschritte einer Palette vom Wareneingang bis zur Einlagerung in einem automatischen Hochregallager).

 

 

Abschließend sollten alle möglichen Fehlerfälle mit einer entsprechenden Behandlung beschrieben werden, um Stopps und Stillstände auf der Anlage weitestgehend zu reduzieren.

Zurück zur Projektplanung

Auch die Flexibilität ist ein nicht zu verachtender Punkt, falls geplant ist, die Anlage in Zukunft zu erweitern, um mehr Kapazität oder neue Funktionen zu ermöglichen. Hierfür müssen Hardware und Software gleichermaßen durchdacht und vorbereitet werden, um die Erweiterung möglichst reibungslos und effizient durchführen zu können.

Erfahrung aus der Praxis: In einem automatisierten Lager wurde im Wareneingangsbereich eine Übergewichtswaage mit einer Toleranz von 5 kg verbaut. Diese soll sicherstellen, dass die Produktpaletten das Maximalgewicht der Fördertechnik und Kräne nicht überschreiten. Eine Übergewichtswaage bietet den Vorteil, dass die Gewichtsbestimmung aufgrund der Toleranz zügig durchgeführt werden kann, da die Palette nicht hundertprozentig stillstehen muss. Hieraus ergeben sich Zeitvorteile, die den Durchsatz der Anlage insgesamt erhöhen. Im späteren Verlauf wollte der Kunde jedoch die Waage zur genauen Gewichtsbestimmung nutzen. Diese Funktion war im Blueprint nicht vorgesehen und die Waage


eignete sich durch die hohe Toleranz nicht für kleine und leichtere Produkte, deren Abweichungen sich im Grammbereich bewegen. Hier ist die ursprüngliche Prozessplanung fehlgeschlagen. Auch die Nutzung von Waagen nach dem manuellen und automatischen Kommissionieren wurde nicht vorgesehen. So kann nachträglich keine genaue Gewichtsüberprüfung für den Warenausgang vorgenommen werden. Zudem ist es ohne präzise Waagen schwieriger, Abweichungen oder Fehler in den Stammdaten von Produkten zu erkennen.

Aus dem Praxisbeispiel zeigt sich, wie wichtig eine präzise und durchdachte Planung hinsichtlich der Flexibilität ist. Die Abwägung von Durchsatz versus Funktionsumfang unter Berücksichtigung der Kosten ist ein wichtiger Faktor, der maßgeblich Einfluss auf die Möglichkeiten der Flexibilität in der späteren Realisierung nehmen kann.

 

 

Bis hier wurde einiges über die Möglichkeiten und Fallstricke von neu geplanten Anlagen gesprochen. Doch wie sieht es bei bereits bestehenden Anlagen aus?

Migration von Bestandssystemen auf SAP EWM

Auch bereits bestehende Läger können auf SAP EWM umgerüstet und mit einer an die existierende SPS angepassten Schnittstelle gesteuert und verwaltet werden. Wichtig ist hier, die MFS-Beteiligten möglichst früh in den Prozess mit einzubeziehen und so viele Informationen wie möglich zur Schnittstelle bereitzustellen, um Absprachen und Aufwandseinschätzungen zu vereinfachen. Doch was, wenn es keine Dokumentationen zu der Schnittstelle gibt, oder die Kommunikation mit der SPS über einen alten Materialflussrechner (MFR) läuft?

Erfahrung aus der Praxis: Bei einem Umstellungsprojekt von einem alten System auf SAP EWM war die Firma, die die ursprüngliche Schnittstelle erstellt hatte, insolvent gegangen und es standen keine Informationen über das System zur Verfügung. Wie kann hier agiert werden?

 

Unsere langjährige Erfahrung im Logistik- und Automatikbereich und unsere Eigenentwicklungen TeleMining, TeleSim und TelePort machen IT-Forum auch zu einem idealen Partner für den erfolgreichen Wechsel auf SAP EWM.

 

Wenn keine Schnittstellenbeschreibung existiert, wird die Kommunikation der Anlage aufgezeichnet, analysiert und ausgewertet. Auf Basis dieser Erkenntnisse kann dann eine passende Schnittstelle in SAP EWM entwickelt und genutzt werden.

 

Die Abbildung der Prozesse in SAP EWM sollte dabei ebenso sauber und durchdacht werden, wie bereits im Anfang dieses Beitrags erläutert wurde.

 

Zusammenfassung - Was ist besonders wichtig?

Ihre Logistik. Unsere Priorität

Dieser Artikel ist Teil unserer gemeinsamen Blogreihe "Logistikautomatisierung im Pandemie-Umfeld"  mit unserem Partner der Priotic GmbH, die für effiziente und zukunftsorientierte Logistik steht.

 

Weitere Artikel der Blogreihe ":

Teil 1: Blueprint – der Anfang aller Prozesse

Teil 2: Vorteile einer Logistik-Automatisierung im Pandemie-Umfeld